Klare Ansage zur zweiten Corona-Welle

Feiern in Corona-Zeiten: Prioritäten prüfen

Die Sehnsucht nach zwanglosem Miteinander, sie wächst - und parallel dazu die Neigung, Fünfe gerade und Abstand Abstand sein zu lassen. Dumm nur, dass das Coronavirus zur Sommerzeit nicht ähnlich milde gestimmt ist. Stattdessen breitet es sich aus, nutzt den Umstand schamlos aus, wonach gerade aufgrund der Erfolge im Kampf gegen die Seuche vielerorts Sorglosigkeit eingekehrt ist. Umso wichtiger ist es da, dass die Bürgerinnen und Bürger ihre Prioritäten prüfen. Kann es sein, dass der Urlaub im Risikogebiet oder eine rauschende Party zum runden Geburtstag wichtiger sind als niedrige Covid-19-Zahlen? Als offene Schulen, Betriebe, Geschäfte? Die Entscheidung sollte nicht schwer fallen.¹

Lauterbach fordert Begrenzung privater Feiern auf 50 Gäste

SPD-Gesundheitsexperte Karl Lauterbach fordert angesichts der steigenden Corona-Infektionszahlen in Deutschland eine bundesweite Begrenzung privater Feiern auf 50 Teilnehmer. „Die zweite Infektionswelle ist bereits Realität in Deutschland. In dieser Lage müssen private Feiern bundesweit einheitlich auf 50 Teilnehmer begrenzt werden“, sagte Lauterbach der Düsseldorfer „Rheinischen Post“. „Dass heute Familienfeiern mit weit mehr als 100 Gästen möglich sind, ist geradezu eine Einladung zu Superspreader-Ereignissen.“ Lauterbach mahnte, eine strikte Begrenzung lange beizubehalten. „Normales Feiern wird erst dann möglich sein, wenn die Bevölkerung sich impfen lassen kann. Das sehe ich nicht früher als in eineinhalb Jahren“, sagte der SPD-Gesundheitspolitiker.

Seit Mitte Juli steigen die Infektionszahlen in Deutschland. Es gibt erneut eine Welle der Corona-Ansteckungen, das ist nicht mehr zu leugnen, alle Indikatoren sprechen nach Angaben von Experten dafür. Sicher, sie ist nicht so drastisch wie zu Beginn der Pandemie, als es kaum Gegenmaßnahmen gab und nur der Lockdown half. Doch ein weiterer Lockdown ist nicht ausgeschlossen, wenn sich die Menschen im Alltag und bei besonderen Anlässen wie Hochzeiten, Einschulungen oder Geburtstagen nicht wieder auf mehr Disziplin besinnen. Dafür ist wichtig, dass die Bundesregierung, allen voran Bundeskanzlerin Angela Merkel und Gesundheitsminister Jens Spahn, sowie die Ministerpräsidenten sich klar zur zweiten Welle äußern. Denn die Angst, dass dies zu Verunsicherung oder gar Panik in der Bevölkerung führen könnte, ist kein guter Ratgeber in dieser Lage.

Es ist wichtig, dass es auch künftig möglich bleibt, Familienmitglieder, Freunde und Bekannte zu treffen und mit ihnen Zeit zu verbringen. Und Jens Spahn hat recht, wenn er dem Regelbetrieb von Schulen und Kitas und der Öffnung des Handels sowie einem möglichst normalen Wirtschaftsbetrieb insgesamt Priorität einräumt. All das ist jedoch in Gefahr, wenn die Menschen im Alltag nachlässig werden. Ein gemeinsamer Aufschlag von Kanzlerin, Gesundheitsminister und Ministerpräsidenten ist überfällig, um Deutschland wieder auf den guten Weg in der Pandemiebekämpfung zu bringen, auf dem es monatelang war. Fatal wäre es hingegen, würde Merkel sich in falscher Zurückhaltung üben, um nicht in die Machtspiele von Markus Söder und Armin Laschet verwickelt zu werden. Wenn sie an diesem Dienstag nach NRW kommt, hat sie Gelegenheit für eine Botschaft an die Bevölkerung, nachdem die zweite Welle schon angekommen ist. Hoffentlich nutzt sie diese.²

¹Thomas Fricker - Badische Zeitung ²Rheinische Post

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